Bezirksamt möchte zusätzliche Spielplätze schaffen

Erste temporäre Spielstraßen werfen auch Fragen auf

Seit dem 30. April sind Neuköllns Spielplätze wieder offen. Zusätzlich startet ein Pilotprojekt, das vom 31. Mai bis zum 9. August fünf Neuköllner Straßen an Sonn- und Feiertagen zu temporären Spielstraßen umwidmet, »um überfüllte Spielplätze zu vermeiden. Wir wollen deshalb vor allem in dicht bebauten Bereichen mehr Aufenthaltsqualität schaffen und einen konkreten Beitrag zum Infektionsschutz leisten«, schreibt Bezirksbürgermeister Martin Hikel in einer Pressemitteilung vom 13. Mai.

Hikel und Çağlar.Foto: mr

Voraussichtlich werden je zwei Anwohner ehrenamtlich eine dieser Straßen mit Pylonen und Flatterbändern ab 13 Uhr fünf Stunden lang sperren, beaufsichtigen und Sorge tragen, dass geltende Coronaauflagen beachtet werden. Ab 19 Uhr, nach Entfernung von Müll oder sonstigem, geben sie »ihre« Straße wieder frei.
Für Britz waren ursprünglich zwei Straßen vorgesehen. Um den Buschrosenplatz (grüne Idealsiedlung) und die Straße Hüsung (UNESCO Weltkulturerbe) fehlen bekanntermaßen die »dicht bebauten Bereiche«. Hier überwiegen Tempo 30-Zonen, es gibt zahlreiche Parks und Spielplätze. In guter Laufweite beider befindet sich der jüngst für 2,5 Millionen Euro neu geschaffene Europa­spielplatz im 17 Hektar großen Buschkrugpark. Die Mehrzahl der Kinder in Britz hat dazu eigene Gärten zum kontaktfreien Spiel. Da sich am Buschrosenplatz am Sonntag keine Anwohner gefunden haben, die die Aufsicht führen wollten, gibt es hier keine Spielstraße.
Die Straße Hüsung wurde nach Anrainerkritik ebenfalls ersatzlos gestrichen. Es wurde übersehen, dass sie aufgrund von Bauarbeiten der Wasserwerke bis Oktober 2020, also bis zum Ende des Tests, gesperrt ist.
Am Richardplatz jedoch begannen bereits kurz nach 13 Uhr die ersten Kinder, den Straßenbelag mit bunter Kreide zu verschönern. Eine Mutter äußerte sich sehr zufrieden, sie meinte auch, es gäbe keine Probleme, den Kindern zu erklären, dass sie nur am Sonntag hier spielen dürfen, Werktags aber den Autos den Vortritt lassen müssen.

Kleine Straßenkünstler .     Foto: mr

In der Selkestraße ist die Situation noch mal eine andere. Hier ist die Durchfahrt zur Schierker Straße für Autos ohnehin gesperrt. Dort stehen bereits Tischtennisplatten und Sitzbänke, die auch in Vor-Coronazeiten gut frenquentiert waren. Die Spielstraße verlängert diesen Bereich nur um wenige Meter. Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der sich am Pfingstsonntag persönlich ein Bild der Situation machte, könnte sich hier sogar eine dauerhafte Sperrung vorstellen.
Wie werden die Kinder oder auch Jugendlichen am Sonntag nachmittag fünf Stunden lang den Asphalt nutzen? Wird das wirklich die Entlastung, oder ist nicht gerade die zeitliche Begrenzung der extra Anreiz, sich verstärkt dort zu versammeln?
Wohin sollen die Autos der betroffenen Anrainer in der kurzen Sperrung? Laut »Koordinierungsstelle für Beteiligung und Engagement« wird es nämlich dort ein absolutes Halte- und Fahrverbot geben. Werden die »Aufpasser«, wenn das absolute Halteverbot missachtet wird, zu »Hilfssheriffs« und leiten ein Abschleppen ein? Wie sollen sie auf Missachtung aktueller Verbote reagieren? So etwas könnte ihre Nachbarschaft trüben.
Das herauszufinden, sind Mitarbeiter des Ordnungsamtes abgestellt, die die Situation beobachten, Gespräche mit Nutzern und Anwohnern führen.

rr/mr